Die alte Kanalüberführung - Bei Münster fährt Europa über die Ems


Im Norden Münsters, wo die Ems die Grenze zur Gemeinde Greven (Krs. Steinfurt) bildet, wird der Dortmund-Ems-Kanal (DEK) über den Fluss geführt. Die Trogbrücke wurde 1897 fertiggestellt und war seinerzeit eine Meisterleistung des Wasserstraßenbaus. Um die Ems rechtwinkelig zu schneiden, musste diese zunächst begradigt werden.
Die Kanalüberführung.
Als Baumaterial für die Brücke wurde vorrangig Ibbenbürener Sandstein verwendet, die vier Gewölbe sind geklinkert. Sie ruhen auf drei Pfeilern, davon ein Strompfeiler in der Ems. Zusammen mit den Brückenköpfen kommt das Bauwerk damit auf eine Gesamtlänge von 67 Metern. Die Kapazität des Kanals reichte schon bald nicht mehr aus, den größeren Schiffen und erhöhtem Frachtaufkommen gerecht zu werden. Auch die preußische Trogbrücke war zu klein geworden, sodass 1935 parallel eine neue Stahltrogbrücke fertiggestellt wurde.
Der Trog der alten Kanalüberführung heute.
Bei der Anlage des 1899 eröffneten DEKs war die zwar aufwendige, aber schnelle Verbindung des aufstrebenden Ruhrgebiets mit dem Seehafen Emden ausschlaggebend gewesen. Massengüter wie Kohle und Eisenerz können per Schiff eben günstiger transportiert werden. Außerdem stellte die Verbindung mit dem Rhein-Herne-Kanal und dem Wesel-Datteln-Kanal eine Verbindung zum Rhein her und von dort in die Niederlande. Das westdeutsche Wasserstraßennetz konnte so über den Mittellandkanal (schließt bei Meppen an den DEK an) mit dem ostdeutschen Wasserstraßennetz und dem angrenzenden Polen verbunden werden.
Ein niederländischer Frachter fährt über die 'neue'
KÜ von 1939.
Der am Ende des 19. Jahrhunderts gebaute Kanal mit seinen zum Teil schon historischen Betriebsbauwerken war damit ein wichtiger Bestandteil für den europäischen Güterumschlag. Die Frachter aus den Niederlanden, Polen und anderen Nachbarstaaten müssen für die West-Ost-Strecke die Ems überqueren. Die Kanalüberführung bei Gelmer ist ein Dokument für die grenzüberschreitende Bedeutung der Verkehrswege. Ihre besondere Relevanz wurde auf tragische Weise in der Nacht des 12. August 1940 bestätigt, als die alte Trogbrücke von fünf alliierten Bombern angeflogen und zerstört wurde. Die Reparaturstelle aus Beton ist heute am glatten Putz noch gut zu erkennen, denn ursprünglich war die Wand aus Sandsteinquadern gemauert. Trotz der Reparaturmaßnahmen steht die alte KÜ der Schifffahrt seitdem nicht mehr zur Verfügung. Seit 1994 führt die alte KÜ kein Wasser mehr, die nach der Aufgabe der Schifffahrt zu einem „wilden“ Freibad avancierte.

Im Video finden Sie weitere Bilder und
Informationen:
Autor: Felix Faasen

Kommentare

  1. Herzlichen Dank an das Stadtarchiv: Die historische Aufnahme der gesprengten Bresche nach dem Bombentreffer ist im Video zu sehen.

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