Grenzüberscheitendes Denken/Handeln in feudaler Zeit - Der Max-Clemens-Kanal


Das große Einzugsgebiet ließ das regionale Münster schon im Mittelalter zu einem attraktiven Handelsplatz werden. Es war zwar gut an das überregionale Straßennetz angeschlossen, doch mangels schiffbarer Flüsse waren keine Massen-Transporte möglich.
Das Kanalbett führt heute Oberflächenwasser ab.
Bereits 1659 begann der Fürstbischof von Münster Verhandlungen mit den niederländischen Städten über die Frage wie sein Territorium auf dem Wasserweg mit dem Handelszentrum Amsterdam zu verbinden sei. Wegen politischer Auseinandersetzungen wurden die Planungen jedoch abgebrochen. Alternativ kamen Überlegungen auf, die Ems besser schiffbar zu machen, um über einen Wasserweg auf deutschem Territorium zu verfügen. Doch der Wasserstraßenbau steckte noch in den Kinderschuhen. Er war technisch aufwendig und politisch schwierig, weil wegen der weiten Strecken die Zustimmung von mehreren Landesfürsten eingeholt werden musste. Erst dem Wittelsbacher Fürstbischof Clemens August I von Bayern gelang es 1724 nach langen Verhandlungen mit den Niederlanden, den ersten Spatenstich für einen Kanal zu setzten.
Preußische Uraufnahme 1830-1835. Quelle: Land NRW (2018) Da-
tenlizenz Deutschland - TIM-online - Version 2.0.
Von Beginn an gab es technische Probleme bei der Wasserhaltung des Kanals und der Finanzierung des Projektes, sodass der Kanal zunächst in Clemenshafen in Mesum bei Rheine endete. Nach Zerstörungen im Siebenjährigen Krieg 1759 ließ der neue Fürstbischof Maximilian-Friedrich von Königsegg-Rothenfels das Kanalbett 1762 instand setzten und baute die Wasserstraße bis zu dem nach ihm benannten Maxhafen zwischen Neuenkirchen und Wettringen aus. Nachdem 1815 Westfalen Preußen zugeschlagen war, prüfte die preußische Verwaltung die Wirtschaftlichkeit und Ausbaumöglichkeiten, weitere Maßnahmen blieben jedoch aus und der Kanal verlor an Bedeutung.
Bei Hochwasser ist die ehemalige Ausdehnung besser vor-
stellbar.
Heute ist der Max-Clemens-Kanal nur noch stellenweise sichtbar und verliert an Bekanntheit, wird jedoch nicht zuletzt durch den Denkmalstatus vor dem Vergessen bewahrt. Denn er steht stellvertretend für das Bestreben der Neuzeit, grenzüberschreitende Verkehrswege zu errichten und dabei die Landschaft nachhaltig zu einer Kulturlandschaft zu verändern. Der Max-Clemens-Kanal zeigt beispielhaft, welche Hürden es im 18. Jahrhundert für eine europäische Zusammenarbeit zu überwinden galt. Innerhalb der noch feudalen Struktur der jeweiligen Länder hatten die Landesfürsten große Kompetenzen wie eine eigene Streitmacht, aber die Zusammenarbeit untereinander wurde nicht zentral koordiniert. Dennoch war man für wirtschaftliches Wachstum aufeinander angewiesen. Auseinandersetzungen auf politischer und militärischer Ebene verhinderten jedoch immer wieder gemeinsame Projekte und schädigten die Infrastruktur, zumindest einseitig. Erst größere Verwaltungseinheiten und (Handels-) Abkommen unter den Ländern schufen die nötigen Voraussetzungen für ein modernes Europa.

Im Video finden Sie weitere Bilder und
Informationen:

Kommentare

  1. Auch in Zeiten der deutschen Kleinstaaterei waren Austausch und Bewegung wichtig für die allgemeine wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung. Kluge Regierungen haben das erkannt und immer wieder Anstrengungen unternommen, dafür die Infrastruktur herzustellen. Das ist nicht anders als heute ... . Der Max-Clemens-Kanal erinnert uns daran!

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen