Zwischen Unrecht und Wiedergutmachung - Der Geschichtsort Villa ten Hompel


Am Kaiser-Wilhelm-Ring, im Osten der Stadt, befindet sich die Villa ten Hompel. Das rote Backsteingebäude mit repräsentativer Straßenfassade vermittelt auch heute noch den Eindruck eines herrschaftlichen Lebensstils. Die Villa wurde 1924 vom Industriellen Rudolf ten Hompel errichtet, dem es in den 1920er Jahren gelungen war, den größten deutschen Zementkonzern aufzubauen.
Die Fassade der Villa ten Hompel.
Als einer der reichsten Bürger von Münster richtete er hier regelmäßig Feste und Empfänge aus, sodass die Villa in der Zwischenkriegszeit ein luxuriöser und prächtiger Ort war. Als ten Hompels Zementimperium zusammenbrach kam die Villa 1940 in den Besitz der Ordnungspolizei. Nun wurden von hier aus Wehrmannschaften organisiert, die als Akteure des Holocausts Deportationszüge begleiteten, Ghettos bewachten und an den Morden an der jüdischen Bevölkerung Osteuropas beteiligt waren. Gegen Kriegsende unterstanden der Ordnungspolizei auch die Land- und Stadtwachen.
Einer der Innenräume der Villa mit der Dauerausstellung "Ge-
schichte - Gewalt - Gewissen" - die Ausstellung erzählt im Hin-
blick auf die Hausgeschichte von den Verbrechen der Ordnungs-
polizei im Zweiten Weltkrieg und von den Versuchen der Aufar-
beitung in der Nachkriegszeit.
Da die Villa während des Krieges nicht zerstört wurde, fand das Gebäude nach 1945 schnell eine neue Nutzung. Ein Teil der Landespolizei der Provinz Westfalen wurde einquartiert, die die Aufgabe hatte, die Polizisten im Stadtkreis Münster auf ihre politische Belastung hin zu überprüfen. Nachdem die Landespolizei mit der Polizei in Düsseldorf zusammengelegt wurde, übernahm die Wiedergutmachungsbehörde die Villa, die die Entschädigungszahlungen an Opfer des Nationalsozialismus und deren Hinterbliebene leistete. Aus dem Regierungsbezirk Münster erhielten 12.000 Menschen etwa 100 Millionen Mark. Als „Tatort des Unrechts als auch Dienststelle der Wiedergutmachung“ ist die Villa ten Hompel seit 1990 ein besonderer Geschichtsort der Stadt Münster, der die Möglichkeit zur Auseinandersetzung mit geschichtlichen Themen, Kriegsverbrechen und Erinnerungskultur bietet. 
Der Geschichtsort Villa ten Hompel.
Die Villa repräsentiert die Geschichte, die Münster und Europa verbindet. Berührungspunkte zur europäischen Geschichte lassen sich hier auf vielfältige Weise finden. Die Villa repräsentiert die Geschichte, die Münster und Europa verbindet. Berührungspunkte zur europäischen Geschichte lassen sich hier auf vielfältige Weise finden. Heute steht die Villa im internationalen Austausch. So arbeitet der Geschichtsort mit der Internationalen Schule für Holocaust-Studien in Yad Vashem (Israel) oder Partnerorganisationen in den Niederlanden zusammen. Die transnationalen Kontakte sind mit diesem besonderen Ort verbunden und ermöglichen, über Grenzen hinweg, einen neuen, einen europäischen Blick auf die Geschichte.

Im Video finden Sie noch weitere Bilder 
und die Gedanken einer Besucherin zur 
Ausstellung:

Weiterführende Links:

Facebook-Seite der Villa ten Hompel
Die Villa ten Hompel auf der Internetpräsenz der Stadt Münster
Aktuelle Veranstaltungen in der Villa ten Hompel

Autorin: Marie Baudis

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