Boniburgallee: Versteckte Spuren - Überreste der Boniburg


Wenn man heute einen Spaziergang auf dem Gelände der Boniburg unternimmt, bemerkt man zunächst nicht, was hier ursprünglich einmal das Gelände prägte.
Der Eingang zum Gelände der ehemaligen Boniburg.

Teile einer Mauer, durch deren verziertes, eisernes, mit Kronen besetztes Tor man das Gelände betritt, und einige alte Bäume, wie die Blutbuche und Pflanzen mit teils leicht exotischem Aussehen erinnern noch daran, dass hier am Ufer der Werse einst ein prächtiges Landhaus thronte.
Ursprünglich, im Jahre 1870, errichtete hier der preußische Regierungsrat von Schleebrüge eine Villa. Fünf Jahre später wurde sie an den schlesischen, heute würde man sagen polnischen Reichsgraf Bonifatius von Hatzfeld-Trachtenberg verkauft, der sie erst im Stile der Renaissance umbaute und ihr dann ihren Namen „Schloss Boniburg“ gab.
Gemälde der Boniburg von Paul Behrens-Havemann, 1924.
(Foto: Stadtarchiv Münster)
Dieses „Schloss“ bewohnte er gemeinsam mit seiner Frau. Früher so wie heute sagen einige der Boniburg und seinem Hausherren noch nach, der Papst habe einst eine persönliche Einladung bekommen, im Zuge der unsicheren Lage in Italien während des 1. Weltkrieges, auf der Boniburg zu wohnen. Mit dem Tod des Grafen (1921) gelangt das Schloss in die Hände der Stadt Münster, die es zu einem Kurhaus umfunktioniert und zu diesem Zwecke eine weitläufige Gartenanlage mit griechisch-antik anmutenden Staturen anlegen ließ. Als Kurhaus war die schön gelegene Boniburg wegen der Gartenanlage, der das Gelände umgebenen Natur und auch wegen der Anlegestelle für Boote ein beliebtes Ausflugsziel der Zwischenkriegszeit. In den kommenden Jahrzehnten erlitt die Boniburg durch einen Brand im Jahre 1950 und den zweiten Weltkrieg einige Zerstörungen. Nach Kriegsende wurde sie unter anderem als Flüchtlingslager von hunderten Ostflüchtlingen und als Kaserne der Alliierten genutzt, verfiel in den folgenden Jahren jedoch immer mehr, bis man sich 1970 schließlich entschied sie abzureißen.
Das Gelände der Boniburg, die nur noch in Form von steinernen Umrissen zu erkennen ist.

Doch auch wenn heute vom Gebäude selbst nur noch der mit Steinen markierte Umriss des Grundrisses vorhanden ist, ist das Gelände der Boniburg immer noch ein lohnenswertes Ziel für einen Spaziergang mit Familie, Ehepartner und Hund, bei dem es neben angenehmer, versteckter Umgebung auch ein kleines Stück münsterisch-europäischer Geschichte zu entdecken gibt.

Im Video finden Sie noch weitere Bilder:

Weiterführende Links:
Ein Artikel der WN: "Rund um die Boniburg - 1875-2013 Graf Bonifazius’ Erbe"
Das Gelände der Boniburg auf der Internetpräsenz des LWL

Autorin: Nicole Gieser

Kommentare

  1. Ein wie verzaubert erscheinender Ort, den wir sorgfältig erkunden müssen - auch wenn von der Boniburg selbst kaum noch gegenständliche Überreste erhalten sind. Und das eindrucksvolle Tor! Was muss das eine großartige Anlage gewesen sein! Man spürt die besondere kulturhistorische Bedeutung des Ortes. Wer kann heute noch von den Flüchtlingen und alliierten Soldaten erzählen?

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