„Denk‘ mal europäisch in Münster!“ – Absichten und Vorgehensweise


„Ich bin über fünf Jahre fast jeden Tag hier vorbei gelaufen, ohne zu bemerken, dass da ein Stück Frankreich mitten in Münster steht“, stellt die Studentin Jana Tempelmeier fest. Genau darum geht es in diesem studentischen Beitrag zum laufenden Kulturerbejahr 2018: allerorts kann man in der eigenen Stadt auch jenseits der „großen“ Monumente gebautes Kulturerbe finden, das von europäischen Geschichten und Einflüssen erzählt.
Erinnerung an die grausame Schlacht von Verdun. 
Schriftzug am Kriegerehrenmal von 1930, Hörster 
Platz.
Als die künftigen "Erben des Erbes" machen Studierende des kunsthistorischen Instituts der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) auf solche Orte und Objekte in ihrer Stadt aufmerksam. Absichtlich haben sie keine Sehenswürdigkeiten ausgewählt, die schon weithin bekannt sind. Auch der Denkmalstatus ist nicht ausschlaggebend. Wichtig ist ihnen die Erkundung der eigenen Umgebung und das Verständnis für die Bedeutung von Austausch und Bewegung.
Fassadenschwung wie in Rom. Clemenskirche von 
1745-53, An der Clemenskirche 11.

Ziel ist es deutlich zu machen, dass mehr Orte in Münster von grenzüberschreitenden Kräften geprägt sind als man denkt: offensichtlich oder kompliziert, eindeutig oder versteckt. Die Texte, Bilder und Töne sind im Rahmen meiner Lehrveranstaltung im vergangenen Wintersemester 2017/18 zusammengestellt worden. Ausdrücklich war aber keine akademische Abhandlung verlangt, sondern eine subjektive, persönliche Annäherung – freilich auf Grundlage einer sorgfältigen wissenschaftlichen Recherche. Slideshows ergänzen die Texte frei und assoziativ, manchmal spielerisch, nicht als unmittelbare Visualisierungen.
Dokument der europäischen Kapitalvernichtung im Ersten 
Weltkrieg, Inschrift am Hauseingang, Wohnhaus von 1923, 
Raesfeldstraße 5.
Die Ergebnisse dieser individuellen Spurensuche sind nun auf dem Blog Denk‘ mal europäisch in Münster! zu finden und können dort auch kommentiert werden; eine automatische Übersetzungsfunktion ist vorhanden. Das Projekt ist von den Studierenden selbst finanziert worden.
Die Seite ist ein offenes Angebot, das gemeinsame europäische Kulturerbe in Münster miteinander zu teilen. Denn die wichtigsten Wege nach Europa beginnen ja vor der eigenen Haustür (Jürgen Tietz).

Jürgen Tietz: Monument Europa. Wie Baukultur europäische Identität stiftet. Zürich 2017.

Autor: Oliver Karnau