Pinkus Müller – Ein Erinnerungsort für Musik- und Bierfreunde aus ganz Europa


Seit fast 200 Jahren hat sich der Familienbetrieb Pinkus Müller an der Kreuzstraße 4 in Münster etabliert und ist zu einer wahren Institution geworden. Als Johannes Müller, der Gründer der gleichnamigen Brauerei im Jahr 1816 nach Münster siedelte, legte er den Grundstein für einen jahrhundertelangen Familienbetrieb.
Die Fassade der Gaststätte an der Kreuzstraße.
Die Brauerei und Altbierküche wurden in der Familie Müller von Generation zu Generation weitergegeben und sind so bis heute ein lebendes Dokument kultureller Biertradition in Münster. Sie ist die letzte Brauerei in Münster und die letzte die das traditionelle Münstersche Altbier herstellt. Untrennbar verbunden mit der Brauerei ist der Name von Carl Pinkus Müller, der als „singender Bierbrauer“ über die Grenzen Münsters und sogar über die Landesgrenzen hinaus bekannt ist. Dass der Beruf des Bierbrauers und seine Leidenschaft fürs Singen nicht unvereinbar waren, bewies er als charismatischer Wirt in seiner gemütlichen Gaststube mit zahlreichen Gesangsvorstellung für seine Gäste. Die musische Seite seines Lebens und sein Prominentenstatus innerhalb der Stadt, machte ihn zum Mitgestalter des kulturellen und gesellschaftlichen Lebens in Münster und brachte ihm für seine Verdienste um den Wiederaufbau der Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg den Status als Ehrenbürger der Stadt Münster ein.
Das Pinkus Logo vor dem Hintergrund der umliegenden Kneipen
und Gaststätten der Kreuzstraße.
Carl Pinkus Müller ist es wohl vor allem zu verdanken, dass sich die Altbierküche und Altbierbrauerei über die Grenzen hinweg einen Namen gemacht hat. Der „singender Bierbrauer“ war als Opernsänger und Entertainer auch außerhalb von Münster bekannt. Trotz seines stimmlichen Talents entschied er sich früh gegen eine Karriere als Opernsänger und trat stattdessen als Altbierbrauer in die Fußstapfen seines Vaters. Noch bevor er seine Ausbildung abgeschlossen hatte, konnte man Pinkus in zahlreichen Oratorien und Konzerten hören und er hatte Auftritte im Radio und auf Konzerten in Deutschland und in den Niederlanden. Pinkus Müller wurde so schnell nicht nur in Münster, sondern auch bis in die Niederlande zu einer kleinen Berühmtheit.
Als die Brauerei während des berüchtigten Bombenangriffs am 10. Oktober 1943 von Brandbomben getroffen wurde, brannten der Dachstuhl und das oberste Stockwerk komplett aus. Trotzdem fanden die Müllers einen Weg den Betrieb in der Gaststätte aufrecht zu erhalten und nach dem Krieg war die Gaststätte eine der wenigen in Münster die noch geöffnet waren. Pinkus und sein einflussreicher Freundeskreis halfen beim Wiederaufbau des kriegszerstörten Münster, indem sie auf Liederabenden und Konzerten Geld für die Restaurierung des Domes, des Rathauses, des Stadttheaters und vieler anderer wichtiger Gebäude in Münster sammelten, die bis heute wichtige Anlaufstellen für Touristen aus ganz Europa sind.
Über hundert Jahre Betrieb der Gaststätte haben ihr Spuren
hinterlassen – zahlreiche Gäste, ob deutsch oder aus anderen
Teilen Europas, haben sich auf den alten Eichentischen ver-
ewigt. 
Anlässlich des 150-jährigen Bestehens der Altbierbrauerei 1966 trafen aus ganz Europa Danksagungen ehemaliger Gäste an Pinkus Müller ein, zum Beispiel vom Chefredakteur der Zeitung „La Nouvelle Republique“ Roger Foucher aus Orléans: „Münster und Pinkus Müller sind so eng miteinander verbunden, dass für den Orléanesen der Besuch in der Schwesterstadt Münster und der Besuch in der Altbierbrauerei Pinkus Müller „ein“ Begriff sind.“ Neben weiteren Danksagungen aus Orléans, wie von dem Bürgermeister der französischen Stadt, trafen auch weitere Danksagungen aus Österreich ein, so beispielsweise vom damaligen Direktor des Wiener Volkstheaters Prof. Leon Epp oder von dem damaligen Präsidenten des Mozartmuseums in Salzburg, Dr. Robert Wagner. Gaststätte und Brauerei sind damit ein gemeinsamer Erinnerungsort für viele Europäer. Und nach der Herstellung des ersten Bio-Biers der Welt, kann Pinkus Müller heute europaweit und darüber hinaus exportieren.

Im Video finden Sie weitere Bilder, unter-
malt mit einem Karnevalslied (vorgetragen
von Pinkus Müller):

Weiterführende Links:
Die Internetpräsenz der Brauerei Pinkus Müller
Autorin: Lara Cordes

Kommentare

  1. Urige Kneipe! Schöner Artikel zu Pinkus Müller mit guten Informationen. Interessant sind die Holztische mit den Schnitzereien. Jetzt weiß ich auch, dass Pinkus nicht nur in Deutschland getrunken wird:)

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  2. Auf den ersten Blick ist die Geschichte der Brauerei ja wenig europäisch - aber wenn man wie der Text genauer hinschaut, erkennt man doch die Grenzen überschreitende, friedliche Wirkung des singenden Pinkus Müller. Das hätte man im urigen "Kuhviertel" von Münster doch gar nicht erwartet... .

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